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Holzerode. Der 26.6.2016 sollte zu einem Meilenstein in der noch jungen Karriere der noch 17-jährigen Sophia Oehlmann als Vielseitigkeitsreiterin werden. Erstmals startete sie in einem Vielseitigkeitsturnier der Klasse VL. In dieser Klasse kann man nicht mehr von Hobbyreiten sprechen, spätestens da beginnt wirklicher Leistungssport. Denn ohne laufendes und regelmäßiges Training von Pferd und Reiter kann und sollte man in dieser Klasse nicht mehr an den Start gehen. Dazu ist der Sport dann doch mit zu viel Gefahrenpotential verbunden. Es fallen eben nicht Stangen, sondern angesichts der festen Hindernisse schlimmstenfalls auch Pferd und Reiter. Die Ausrüstung mit Schutzweste ist ohnehin obligatorisch. Mehr und mehr Reiter gehen in dieser Klasse jedoch nicht ohne Grund dazu über, Airbag-Schutzwesten zu tragen. Die entsprechende Anschaffung steht also jetzt auch zeitnah an.

Die lediglich auf den Sonntag terminierte Prüfung im Rahmen des ausgerichteten internationalen Turniers auf dem einzigartig schönen Turniergelände bedingte einen relativ frühen Start in der ersten Prüfung, der Dressur. Sophia und ihr Pferd Wilcox waren jedoch noch nie auf einem Dressurviereck in den Abmessungen 20 x 60m geritten, sondern bislang immer nur auf Plätzen mit der deutlich geringeren Abmessung von 20 x 40m. So wurde die Entscheidung getroffen, bereits am Vortag anzureisen und auch gleich einen Platz in dem aufgestellten Stallzelt mit ca. 100m Seitenlänge zu buchen, um auch dies einmal auszuprobieren. Dies gestaltete sich jedoch aufgrund der sehr professionellen Vorbereitung der Veranstalter als gänzlich unproblematisch. Bei der Einstallung war die vorgesehene Box mit ausreichender Einstreu und Futter vorbereitet. Geradezu liebevoll wurde sich um alles gekümmert. Das ist Werbung im besten Sinne.

Also stand nunmehr eine Trainingseinheit auf dem großen Dressurplatz an. Bedauerlicherweise begann es wie aus Eimern zu schütten, in Minuten stand der Platz komplett unter Wasser, ein einziger See. Aber so ist das bei den Vielseitigkeitsreitern, Zuckerpüppchen sind da nicht gefragt. Und Kirmespferde auch nicht. Komplette L-Dressur geritten und naß bis auf die Knochen. Wilcox hatte sich schnell an das neue große Viereck gewöhnt. Im Gegenteil: Es machte ihm sogar richtig Spaß, endlich konnte er seine große Gallopade zeigen, Trittverlängerung und anderes mehr, was auf dem kleinen Viereck bei einem Pferd mit einem Stockmaß von über 1,80m manchmal etwas verkrampft wirkt und natürlich dann auch die Dressurnote negativ beeinflusst. Die Dressur am folgenden Sonntagmorgen lief wie ein Länderspiel, Platz 4 mit umgerechnet lediglich 51,20 Strafpunkten. Der Abstand zu Platz 1 betrug lediglich 6 Punkte, also weniger als 2 Springfehler. So gut war Sophia Oehlmann erst einmal in eine Vielseitigkeitsprüfung gestartet. Andererseits war der Abstand zu Platz 9 mit lediglich 5,5 Punkten auch nicht sehr hoch. Bei insgesamt lediglich 10 Startern in dieser VL-Prüfung im Juniorenbereich war das Feld also insgesamt sehr eng beisammen nach der ersten Teilprüfung.

Nunmehr musste das Springen absolviert werden, ein mit einem großen Pferd kaum eng zu reitender Parcours und damit auch zeitlich tricky. Nur eine Reiterin konnte diesen ohne Springfehler absolvieren, 2 Reiter wurden nach Sturz vom Pferd aus der Prüfung genommen. Sophia Oehlmann musste 2 Strafpunkte durch Zeitfehler hinnehmen. Das war kaum vermeidbar, die zusätzlich gefallene Stange kostete jedoch weitere 4 Strafpunkte. Damit rutschte sie auf Platz 6 zurück und damit aus der Platzierung, denn bei der geringen Teilnehmerzahl wurden lediglich 4 Reiter-/Pferdpaare platziert. Diese kleine Enttäuschung musste erst einmal verarbeitet werden, aber im Grunde genommen kann man in der Springprüfung nie mit 0 Fehlern kalkulieren. Eine kleine Unaufmerksamkeit, ein falsches Heranreiten an ein Hindernis, eine nicht perfekt geplante oder gerittene Linie und schon fällt eine Stange.

Durch die vorherigen Regentage und insbesondere den Starkregen vom Vortag präsentierte sich dann die Geländestrecke in sehr anspruchsvollem Zustand. Eine Bergabpassage durch ein Waldstück, eigentlich eine lange Galoppstrecke, in der Wilcox mit seiner raumgreifenden Gallopade Zeit gut hätte machen können, war durch die zuvor mit praktisch identischem Geländeparcours gerittene internationale  CIC*-Prüfung mit über 40 Reitern doch bereits ziemlich in Mitleidenschaft gezogen und sehr rutschig. Nach nochmaligem Abgehen der Strecke hat dann Sophia Oehlmann entschieden, den Geländeparcours etwas vorsichtiger anzugehen und ohne Hindernisfehler ins Ziel zu kommen. Es gehörte schon sehr viel reiterliche Klugheit dazu, nicht dem Sporn des Ehrgeizes freien Lauf zu lassen, „so nah an einer Platzierung und dies gleich in der ersten VL“. Eine weitere Reiterin schied nach 3 Verweigerungen im Gelände aus, Sophia konnte die viertbeste Zeit im Gelände erreichen bei Vermeidung jeglichen Hindernisfehlers. Die mit besonnenem Reiten erreichte Zeit bescherte ihr jedoch insgesamt 12,80 weitere Strafpunkte, die dann zwar noch eine Verbesserung auf den 5. Gesamtrang, nicht jedoch die in greifbarer Nähe befindliche Platzierung (Platz 4) einbrachte. Das erste Turnier in der Klasse VL auf einer in vielerlei Hinsicht nicht einfachen Geländestrecke, die erste Dressurprüfung in der Klasse VL und dies das erste Mal auf dem großen Dressurviereck und dann gleich „1. Reserve“ – Respekt! Noch mehr Respekt jedoch verdiente sich die Reiterin durch ihre Besonnenheit. Die nächsten Turniere können kommen …