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Posted by Iris Henning on 16. Oktober 2011

3K-Theaterwerkstatt begeisterte mit dem Georg-Kreisler-Musical „Heute Abend: Lola Blau“.

Viel Szenenapplaus für Diana Floetenmeyer, die die Titelrolle besetzte

Von Iris Henning

Mühlhausen. Diese Geschichte beginnt im Jahr 1938. „Im Theater ist was los“ schmettert Fräulein Lola Blau in ihrem spärlich möblierten Wiener Pensionszimmer. Die talentierte junge Frau will nur eins: Theater spielen, singen, glücklich sein. Sie ist ganz lieb und brav und leider auch ein bisschen naiv. Es trifft sie wie ein Schlag, als sie aus Linz die politisch bedingte Absage ihres ersten Theaterengagements erhält. Beinah zeitgleich fordert sie die herzlose Vermieterin unmissverständlich auf, die Wohnung wegen ihrer jüdischen Herkunft umgehend zu räumen. Lola flieht in die Schweiz, schlägt sich mit ihren Liedern in mickrigen Nachtclubs durch, durchlebt Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit. Zu Tränen berührt das Lied „Weder noch“, in dem Lola Blau ihre Sehnsucht nach einem Zuhause besingt.

Es ist grandios, wie Fräulein Lola (Diana Floetenmeyer) mit ihren gefühlvollen, teils jiddisch angehauchten Liedern durch den Abend führt, wie sie sich wandelt von der unerwünschten Person zum gefeierten Star in der Glitzerwelt des Showbusiness in Amerika und wie sie wieder in den alten Muff des latenten Antisemitismus zu ersticken droht, als sie nach Kriegsende zurück nach Wien geht.

Und es ist grandios, wie dieses kleine 3K-Theater das berühmte Musical von Georg Kreisler mit seinen beißend-ironischen, manchmal schreiend-komischen Chansons umsetzt, wie die begabten Amateur-Spieler wienernd, schwytzerdütschend oder amerikanisch parlieren.

Anteil am großen Erfolg der 3K-Lola hat natürlich auch das zurückhaltende und sensible Spiel von Albert Sadebeck auf dem Piano. Souverän meistern Ursula Biermann als Wirtin Frau Fini, die Neuentdeckung Marco Döhring als bigotter Herr Schmidt und Peter Wagner als jüdischer Herr Berger ihre kleinen Rollen. Mit Videosequenzen genial kommentiert wird das Zeitgeschehen um Lola Blau. Liebevoll gestaltet sind die Kostüme (Kathrin Reichenbächer).

Mit riesigem Applaus feiert schließlich das Publikum dieses Musical, das erste, das in der 3K-Theaterwerkstatt in ihrem 20-jährigen Bestehen aufgeführt wurde. „Einfach umwerfend. Eine faszinierende Aufführung“, lobt später Carsten Oehlmann, der Vorsitzende der Kiliani-Stiftung, diese Kleinkunstbühne als großes Theater. „Ich habe da keine mir bekannte Diana Floetenmeyer mehr auf der Bühne gesehen, sondern nur noch die Jüdin Lola Blau“, fügt er hinzu.

Die ausverkaufte Samstag-Premiere von „Heute Abend: Lola Blau“ war eine Benefizveranstaltung zugunsten der Kiliani-Stiftung, dessen Haus für die 3K-Theaterwerkstatt und das Publikum zur attraktiven Spielstätte wurde.