Sponsored by OEHLMANN
München. Auch in diesem Jahr haben wir wieder an der Arabella Classics teilgenommen. Nachdem die letztjährige Rallye ja von Wolkenbruch artigen Regenfällen und fahrtechnischen Harakiri-Aktionen geprägt war, war die diesjährige Veranstaltung das genaue Gegenteil. Hierzu trug nicht nur das absolut geniale Fahrzeug bei, sondern auch das entgegen aller Vorhersagen super gute Wetter und unsere Erfahrungen vom letzten Jahr, die uns geholfen haben, eine Anzahl von Stressspitzen zu vermeiden. Aber schön der Reihe nach:
Start war wiederum in München bei der BMW-Welt, technische Abnahme etc. am Donnerstag nachmittag, im Anschluss daran Fahrt im Konvoi mit einer Armada von BMW-Werkslimousinen zur BMW Classic, dort Fahrerbriefing, anschließend wiederum die BMW-Armada in Marsch gesetzt und ins Westin Hotel mit „get together“, Abendessen und anschließender Übernachtung im 13. Stock.
Zunächst kam der Veranstalter auf mich zu und teilte mir mit, dass ich das verabredete Fahrzeug, einen BMW 327/328 Cabrio – gebaut 1939 im Werk Eisenach – nicht erhalten könne, weil da leider kurzfristig ein Elektrikproblem aufgetreten sei und bezüglich der vorgenommenen Reparatur sei er nicht 100% sicher. Wegen der negativen Erfahrungen im vergangenen Jahr würde er mir sein eigenes Lieblingsfahrzeug zur Verfügung stellen, einen Porsche 356A im Renntrimm aus dem Jahre 1956. Ich habe den nicht sofort abgelehnt. Also Ausstattung mit Rennschalensitzen, 5-Punkt-Gurten, Motolita-Lenkrad, kürzerem Schalthebel, spezieller Pedalerie, Sportfahrwerk, getuntem Motor, Auspuffanlage (dazu später mehr) und so weiter und so weiter. Perfekt originalgetreu restauriert und alle Tuning-Maßnahmen zeitgenössisch. Bereits die Probefahrt war ein Genuss, schließlich ist es doch schon einige Jahrzehnte her, dass ich mal nen 356er gefahren bin und einen in einer solchen Spezifikation noch nie. Mein eigener 911 Targa würde erst im Folgejahr die H-Spezifikation erlangen, also nutze ich doch nochmal diese seltene Erfahrung mit dem 356er. Aber zurück zum Fahrerbriefing in einem tollen Umfeld, ein BMW Typ Wartburg (!) stand gleich am Eingang unseres Veranstaltungsraumes. Inzwischen kann ich richtig viel zur Geschichte der Marke BMW erzählen, obwohl ich doch bis auf wenige Typen da gar keine so große Affinität verspüre, eher zu Horch, Audi, Porsche usw.
Im Vorfeld hatte ich natürlich fotografisch noch in der Startaufstellung gewildert und so das eine oder andere Schätzchen verstärkt unter die Lupe genommen, insbesondere einen Lamborghini Espada, das war mal ein sowas von begnadetes Fahrzeug. Der Vorbesitzer hatte den in mühevoller Kleinarbeit aus einem Schrotthaufen in über 4.000 Arbeitsstunden und ausschließlich mit Originalteilen wieder aufgebaut und sich dann davon trennen müssen, also ein klassischer Notverkauf. Dadurch gelangte er in die Hände des heutigen Besitzers, der den Wagen sichtlich stolz vorführte und ihn ganz bestimmt noch lange hegen und pflegen wird. Im späteren verlauf der Rallye zeigte sich, dass er den auch richtig „fliegen“ lassen konnte. Bei dem Motorgeräusch stellten sich die Haare an den Armen rhythmisch parallel zu den Gasstößen auf und die Herzfrequenz wurde direkt beeinflusst. Der Motor selbst – auch vom Anblick her ein reines Kunstwerk.
Und da war noch ein weiteres Schätzchen, ein Bugatti von 1928. Der Eigentümer und seine Frau waren auch richtig nett, unterwegs versagte ihm die Benzinpumpe. Er stieg seelenruhig aus, zog sich einen Schrauberoverall an, baute die Sitze aus, um an die Pumpe heran zu kommen und schickte alle, die anhielten, um ihm ggf. zu helfen weiter, auch den BMW-Service-Wagen, dies mit den Worten „Ihr macht mir doch nur alles kaputt“. Der hat mich dann – ich glaube auf der 3. Etappe -, ich war bei so gut 130 km/h auf der Landstraße, in einer Linkskurve innen überholt, stand beim Herausbeschleunigen quer und ging dann voll in die Eisen, weil er eine Abzweigung nach rechts zu verpassen drohte. Beim Bremsen ging der Bugatti wieder etwas quer, aber er nutzte die Unruhe im Heck aus, um ihn sauber anzustellen und im Drift (!) in den asphaltierten Feldweg zu zwängen. Verrückt – aber gut und das Ganze mit einem Fahrzeug im siebenstelligen Kaufpreisbereich. Als ich ihn dann wieder überholte, weil ich die Serpentinen dann doch etwas zügiger fahren konnte, grinste er mich nur an. Wir hatten beide sehr viel Spaß auf dem Streckenabschnitt.
Aber nun zu einigen anderen Fahrzeugen in der Startaufstellung: Zunächst waren da mal wieder die diversen 3.0 CSi und CSL und natürlich etliche Fahrzeuge der 02er Serie. Während erstere mit die einzigen BMW sind, die mich emotional richtig ansprechen, leider sind die Zeiten, wo man diese für relativ überschaubare Preise schnappen konnte, schon lange vorbei, kann ich der 02er Serie nicht wirklich viel abgewinnen. Dann schon eher den diversen 911er und Race-356er oder der Heerschar von Raubkatzen … Natürlich dürfen auch die Benze nicht fehlen. Ein auf den ersten Blick gar nicht passendes Fahrzeug war der original Langstrecken-Rallye-300 SE. Der war fast der einzige, der mit dem Sound meines 356 mithalten konnte. Panamericana 2x und die Rallye nach Peking waren nur kleinere Ausschnitte aus dem Gesamtprogramm des ziemlich giftigen Gesellen. Wie der sich auf die Arabella Classics, in Relation dazu doch eher eine Muschi-Ausfahrt, verirren konnte, habe ich nicht erfragen können. Jedenfalls waren Fahrer und Beifahrerin total tough, die haben mir gefallen.
Noch so ein Exot war der Alfa Romeo in einem Traumzustand. Ich gebe zu, dass ich den vorher gar nicht kannte und das kommt wirklich selten vor.
So langsam geraten auch die Rolls Royce Silver Shadow und quasi baugleichen Bentleys T1 und T2 ins Visier der Oldtimer-Rallye-Fahrer, weil diese quasi als Eintrittskarte neben den Volvo Amazon mit den besten Gegenwert für das eingesetzte Kapital bieten, zum Ausprobieren ein überschaubares Risiko. Ein Lamborghini Countach aus 1986 erhielt eine Sonderstarterlaubnis, weil dessen Fahrer irgend ein Prominenter war. Ich kannte ihn nicht. Und auch der Fahrer eines Ferrari war sicher älter, als der Ferrari und seine jugendliche beifahrende Geliebte zusammen. Dafür trug er knallbunte Klamotten und … nein, ich lasse es. Manche Leute erkennen einfach nicht, wenn sie die Grenze zur Peinlichkeit schon vor Lichtjahren überschritten haben. Aber solche Typen waren die absolute Ausnahme. Ein BMW M1, noch ein Ferrari, ein mega seltener Traumwagen, nämlich ein Ford Osi 20 M TS, ein Schlüter BMW, diverse 502, 503 und auch 2 x 507 (a > 1 Mio €), etliche 327/328, noch ne Pagode, ein Fiat 500, dessen Fahrer zum 3. Mal nicht das Ziel erreichte mit dem nunmehr dritten verschiedenen Fahrzeúg (letztes Jahr war es ein Ferrari), diverse Amazon, diverse MGs und Healeys rundeten das Starterfeld ab.
Erstes Etappenziel nach diversen Sonderprüfungen unterwegs war Mühldorf am Inn, der Sitz des zweiten Hauptsponsors der Rallye neben BMW. Letztes Jahr war das erste Ziel ja Altötting, wo wir von dem Bischoff mit Weihwasser bespritzt wurden. Dieses mal gab sich der Bürgermeister die Ehre und hatte die ganze Altstadt absperren lassen für das Event. Super Organisation, im „Fahrerlager“ gab es wieder ein Mittagessen, welches weit über das übliche Maß – richtiger: Qualität! – derartiger Veranstaltungen hinaus geht und zum Abschluss als Wegzehrung eine Flasche Weizenbier plus Glas. Dem war das doch egal, dass da Alkohol drin war. Ich habe zum Filet ja schließlich auch Weißwein getrunken. Schließlich erreichten wir das zweite Etappenziel, Schloss Fuschl am Fuschlsee in Österreich, in der Nähe von Hof bei Salzburg. Auch dort war wieder für ausreichend Bier und sonstige Kaltgetränke gesorgt. Unglaublich tolle Lage am See, super Luxus in den Zimmern und im SPA-Bereich, perfektes Essen, aber außerhalb einer solchen Veranstaltung mir wahrscheinlich zu etepetete. Obwohl …. die Gute-Nacht-Konfiserie auf dem Kopfkissen könnte mich schon wieder schwach werden lassen. Am Ende der zweiten Etappe hatte es etwas geregnet, das machte die Straßen ein wenig schwierig/schmierig und ich war mit meinem kleinen Silbernen super in meinem Element.
Natürlich waren bei der Arabella Classics wieder eine Reihe von Nobellimousinen dabei, richtig schöne Bentleys und ein 600er. Fahrer dieser Autos waren in der Regel Gäste der Sponsoren, u.a. eine durchaus attraktive Gräfin aus dem Bayrischen mit einer natürlichen Größe von 1,84m (ich habe sie vermessen) und abends auf Stöckeln gefühlte 2 m. Ich habe nicht uninteressante Gespräche geführt, meine Frau war auch ziemlich umlagert. Nach einem wiederum vollständig gelungenen Abend, bei dieser Gelegenheit wurde in der Schlossremise der neue 6er Gran Coupe in der Farbgebung Frozen Bronce (matt) vorgestellt, startete dann die 3. Etappe bei leichtem Regen.
Da die Herausfahrt aus dem Schlosshof ziemlich steil ist, war das für einige Fahrzeuge eine deutliche Herausforderung. Der Veranstalter, der mir den Porsche zur Verfügung gestellt hatte, kannte den Wagen natürlich und bot mir eine Wette an und das vor allen Leuten. Er wettete, dass ich den Porsche beim Start abwürgen würde, weil er um der Besonderheiten des Wagens wusste – unrunder und vollkommen instabiler Leerlauf, das Fahrzeug stand beim Regen in der Nacht draußen und er spotzte schon morgens beim Starten ziemlich vernehmlich. Ich habe dann aber ein wenig gepustet und trocken ausgewischt und den Motor warm laufen lassen. Das hatte der Herr Wettkönig aber nicht mit bekommen. Ich also auf die Wette eingegangen und er wollte den Holzklotz, der bei allen hinter die Hinterräder geschoben war, um den Start zu erleichtern, VOR die Räder legen! Ging aber nicht, weil durch das leichte Zurückrollen er an den Klotz nicht mehr ran kam. Der 356er hat ja so eine spezielle Knebelhandbremse, wegen der Gurte war ich dummerweise in meiner Bewegungsfreiheit ziemlich eingeschränkt trotz meiner langen Arme und ich wollte ihm nicht zeigen, dass ich mit Handbremse anfahre bei solchen Situationen. Also schnell das Gurtschloss geklickt, Hnandbremsknebel gedreht und gezogen, dadurch konnte ich den Fuß ein wenig auf dem Gas lassen (mit der verstellbaren Handgasregelung/Choke wäre der Motor garantiert ausgegangen) und dann exakt genauso gestartet wie mit meinem Porsche mit Sinterkupplung, von wegen Abwürgen. Hat ihn dann abends ebenso vor allen Leuten nen „netten Schein“ gekostet!
Auf der Strecke dann wieder diverse Sonderprüfungen … Apropos Sonderprüfungen und Rallyeverlauf/Regularien: Es gab auf jeder Etappe mindestens eine Sonderprüfung. Bei einer solchen Gleichmäßigkeitsrallye hat man zunächst einmal eine Gesamtzeitvorgabe für die Strecke, die in toto nicht dazu führen darf, dass Stundenschnitte über 50 km/h erzielt werden müssen (soweit ich das richtig erinnere). Wenn aber durch Wartezeiten bei den Sonderprüfungen, teilweise hat man mehr als 10 Autos vor sich, auf einmal 20 Minuten dazu kommen, erhöht sich der Schnitt der verbleibenden zu fahrenden Kilometer signifikant. Ich habe jede Etappe innerhalb der Zeitvorgabe geschafft und bei 3 von 4 Etappen sogar sogenannte Vorzeiten heraus gefahren, die üblicherweise zu ganz erheblichen Strafpunkten führen. Wenn aber vor einem speziellen Schild, nach dem man nicht mehr anhalten darf, das Schild „Vorzeiten erlaubt“ steht, ist das dann kein Problem mehr. In aller Regel steht das Schild da auch, denn die Etappenziele befanden sich in Städten, jeder Ankommende wurde bei Zieleinfahrt vor laufender Kamera interviewt und man kann aus Sicherheitsgründen in solchen Situationen einfach keine Punktlandung erwarten. Nur die Zuspätkommer haben sich Strafpunkte gefangen.
Für die Zeitvorgaben habe ich mir also keine Strafpunkte gefangen, dies im Gegensatz zu letztem Jahr. Voll daneben lag ich aber bei einem Großteil der Sonderprüfungen, die in die Wertung eingeflossen sind. Mal bin ich deutlich zu früh (5 Sekunden) über die Ziellinie gefahren, mal deutlich zu spät (12 Sekunden) und die Abweichungen werden im 0,1 Sekundentakt gemessen und mit Stzrafpunkten versehen. Dabei ist das gar nicht so schwer gewesen. Tripmaster auf 0,00 gestellt und Stopuhr an. Aber der Tripmaster lief nicht mehr weiter, wenn ich die Kupplung getreten habe (was für eine blöde Installation) und dann habe ich mich auch noch verrechnet bei der Stopuhr und die Anweisungen meiner Frau missachtet. Das sollte man ohnehin nicht tun. Zielankunft der 3. Etappe war ein bekanntes Ausflugsziel an den Seen im Salzkammergut. Obwohl meine Co-Pilotin wegen des sehr tief eingebauten Sitzes die Straße praktisch nicht sah, deswegen konnte sie sich ja dann auf das Roadbook konzentrieren, haben wir absolut keinen Fehler gemacht, alle Schilder gefunden, keinen Kontrollpunkt oder stillen Wächter ausgelassen und auch alle Fragen richtig beantwortet. Ohne meine suboptimalen Sonderprüfungen … ich will gar nicht darüber nachdenken, welche Platzierung da möglich gewesen wäre. Zielankunft der 4. Etappe war wieder das Schloss Fuschl.
Im Ergebnis sind wir 31. geworden, nahezu 20 Plätze besser als im Vorjahr und die Abstände zur Spitze waren von der Anzahl der Strafpunkte nicht mal so groß – ja, ja, die Sonderprüfungen. Aber man macht ja so eine Tour nicht, um zu gewinnen (wirklich nicht? Ein paar Plätze besser hätten es schon sein können), sondern um Spaß zu haben, mit tollen Leuten zusammen zu sein, interessante (nicht nur Benzin-)Gespräche zu führen und sich für das nächste Jahr wieder zu verabreden. Leider kollidiert der nächste Termin mit einer anderen Veranstaltung, den Bulli-Days, die für mich seit Jahren Pflichtprogramm sind. Hoffentlich wird das nicht zum Dauerzustand, denn die Arabella Classics möchte ich schon nochmal mitfahren.
Bei den Gesprächen drehte es sich dann auch das eine oder andere Mal um meine Fahrweise, sie wurde als Rumba-dancing bezeichnet, weil ich immer so schön mit den „Hüften“ – eher dem Hintern – geschwenkt bin. Da haben einige angehalten, um mich die Kurven fahren zu sehen. Ich fand mich auch gut! Und der Porsche war unglaublich spektakulär, auf der Landstraße musste ich ja auch ab und zu mal etwas schneller fahren, weil ich ansonsten die Zeitvorgabe (siehe oben) nicht hätte einhalten können, aber bei 160 km/h bin ich dann doch vom Gas gegangen. Das ist ja Wahnsinn, wie unruhig und (gefühlt) schnell und vor allen Dingen LAUT so ein Auto ist, wenn man es etwas fixer bewegt. Mit meinem 25 Jahre jüngeren Porsche 911 hätte ich das fast mit einer Hand fahren können ohne jegliche Anstrengung. Den 356er so zu bewegen, war eine echte Herausforderung und richtig Arbeit. Da muss man ganz schön trainiert sein. Mir haben jedenfalls die Waden und Oberschenkel auf der Rückseite ziemlich gezwickt, das muss ich zugeben. Jeder Polo aus den 80ern hat ein besseres Fahrwerk, bessere Bremsen und eine bessere Lenkung. Nur bei der Beschleunigung war der Kleine auch wegen seines geringen Gewichtes kaum zu schlagen. Eine 280 SL Pagode hat sich mit mir ein „Beschleunigungsduell“ nach einem Kontrollpunkt geliefert, ging so etwa 5 km weit, ich bin dem weg gefahren. Das hätte der nie gedacht!
Gegenstand der Gespräche war auch die „Flatulenz“ meines Porsche. Insbesondere beim Runtergehen vom Gas hat der Fehlzündungen produziert, die teilweise an einen Knall von einem Überschallflugzeug erinnerten, es fehlten nur noch die Feuerlanzen aus dem Auspuff. Wer mal einen Quattro S1 – also diesés alte Rallyemonster – in einem Fernsehbericht oder gar live erlebt hat, weiß, was ich meine. Genauso hat sich der Porsche angehört. Das war die reinste Symphonie, davon kann ich jetzt nachts träumen. Einmal habe ich eine solche Fehlzündung in einem Tunnel provoziert, so was macht man natürlich nicht, aber der Erfolg war durchschlagend. Vor mir haben 2 Fahrzeuge vor Schreck das Lenkrad verrissen und ich dachte, es hätte Risse im Beton der Tunneldecke gegeben.