Nachfolgend ein Beitrag des Verfassers, veröffentlich in der Ausgabe 03/2016 in MOMENT, dem regionalen Kulturmagazin des Unstrut-Hainich-Kreises:
Nein, der Verfasser ist nicht der Urheber des Begriffes „Flächenidiotie“ im Zusammenhang mit Beiträgen in sozialen Netzwerken, die Urheberschaft gebührt wohl Sascha Lobo, einem bekannten und durchaus extrovertierten Autor, Internetkenner und Blogger. Nicht nur er beklagt die nicht mehr fassbare, in jeder Hinsicht grenzenlose Dummheit, die sich aus zahlreichen Beiträgen in nahezu allen Foren und Communitys quasi als verbale Pollution in die Netzwelt ergießt. Lag der Fokus bislang auf sogenannten Hass-Postings, die es sogar mit Hilfe der „großen Politik“ und Verhandlungen auf höchster Ebene mit den Verantwortlichen z.B. von Facebook einzudämmen galt, liegt die viel größere Gefahr eben in dieser untergrenzdebilen intellektuellen Dunkelheit der selbst ernannten Erleuchteten. Ich nenne diese nur noch Dunkelbirnen, auch wenn ich dabei dem in meiner Jugend verehrtesten aller Wissenschaftler, Daniel Düsentrieb, bitterstes Unrecht tue.
Liest man zu welchem gesellschaftlich relevanten Thema auch immer (ich brauche hier sicherlich keines zu nennen) die Forenbeiträge dieser Dunkelbirnen, wird eines deutlich: Sie sind zu keinerlei Dialog willens und in der Lage. Ersteres kann man ja noch irgendwie beeinflussen, Letzteres bedauerlicherweise nicht. Ihnen fehlt es regelmäßig an den Grundfesten jeglicher Argumentation. Kausalitäten und Verhältnismäßigkeiten sind nicht nur Fremdworte, sie existieren schlichtweg in der Wahrnehmung nicht. Man kann zwischen deduktiven und nicht deduktiven Argumenten unterscheiden, wenn man weiß, was ein Argument ist und eben nicht nur eine tumbe Behauptung gegen alle bekannten Fakten aufzustellen fähig ist. Eine Verknüpfung von mehreren Argumenten nennt man gemeinhin „Argumentation“. Wenn Argumente geprüft und gegeneinander abgewogen werden, sprechen wir von „Erörterung“. Ist das so schwer? Offenkundig ja!
Wie also mit diesen Dunkelbirnen umgehen, wenn sämtliche zivilisatorischen Ansätze versagen? „Don´t feed the trolls!“ war bislang immer mein Credo, bei Überschreiten der Schwelle zur Justiziabilität dann eben den dadurch vorgezeichneten Weg. Das reicht aber offenbar nicht, denn die Dunkelbirnen machen sich das Internet zur Beute. Den einzig tragfähigen Lösungsansatz zeigt wiederum Sascha Lobo auf – unter Verweis auf eine ziemlich aktuelle OECD-Studie, wonach in allen untersuchten Ländern (mit Ausnahme von Deutschland!) der SocialMedia-Nutzer gebildeter sei als der Bevölkerungsdurchschnitt, gelangt er zu einem verzweifelten Apell, dem ich mich uneingeschränkt anschließen möchte:
„Bitte, mindestens durchschnittlich Begabte, kommt zu uns ins Netz! Diskutiert mit, redet mit, zeigt euch! Lasst uns nicht allein mit den stumpfen Horden. Kommt! Wir halten nicht mehr lange durch im digitalen Stalingrad der Vollidiotie.“